Färben mit Krepppapier

Vergangenes Jahr im Herbst fand über Instagram ein #krepppapierdal (Krepp-Papier Dye along – also gemeinsam mit Krepp-Papier färben) statt. Mein Plan war, daran teilzunehmen und ich besorgte alles, was dafür nötig war: also Krepppapier – Essig und alle anderen Zutaten fanden sich bereits im Haushalt. Leider vergaß ich in meiner Begeisterung, dass wir gerade im Haus an verschiedenen Stellen renovierten und meine Wollkisten gar nicht zugänglich waren. Tja, neue Wolle wollte ich aber nicht kaufen, also ging der #krepppapierdal ohne mein Zutun vorbei. Ich hatte aber damals schon überlegt, probeweise auch mal Stoffe mit dieser Methode zu färben.

Bei meiner Arbeit an der Stitchbookchallenge wollte ich gerne eine bestimmte, schon vor Jahrzehnten mal erlernte Sticktechnik wieder neu entdecken und zog dafür einen alten Kissenbezug aus dem Schrank, den ich 1988 nach dem Tod meiner Großmutter bei der Haushalts-Auflösung mitgenommen hatte. Warum das dafür nicht die beste Idee war, erzähle ich Euch, wenn Ihr die entsprechende Seite gezeigt bekommt. Das dauert noch ein bisschen, bitte habt Geduld. Funktioniert hat es dann aber trotzdem – ich komme vom eigentlichen Thema ab …

Nun hielt ich also die Reste dieses Kopfkissenbezuges in der Hand, als mir die Krepppapier-Färbe-Idee wieder in den Kopf kam. Ich hatte ohnehin darüber nachgedacht, welche von den alten Stoffen (hier liegen noch mehr, zusammen mit den Tischdecken und Bettlaken, die ich im vergangenen Jahr bei der Haushaltsauflösung meiner Schwiegermutter mitnahm) für das als nächstes geplante Projekt zu färben, hatte dabei aber eher an das Färben mit Rasierschaum und Batikfarben gedacht. Das verwarf ich dann schnell wieder, weil ich das lieber auf der Terrasse machen wollte und das Wetter, nun ja … passte dafür einfach nicht. Ich entschied mich um und dann ging eigentlich alles sehr schnell.

Als erstes schnitt ich den Kissenbezug auf, schnitt die Knopfleisten und die Nähte an den Seiten ab. Das Material ist schon ziemlich verschlissen, von daher kam das mühsame Auftrennen der Nähte für mich nicht infrage. Ich teilte den Bezug noch einmal und hatte so die vollständige Rückseite und den Rest der Vorderseite zur Verfügung.

Den trockenen Stoff legte ich gefaltet in eine Auflaufform und schob dann die vorbereiteten Krepppapierstreifen dazwischen. Ich hatte das Krepppapier als 3m-Rollen gekauft, die 50cm breit sind. Von den Rollen habe ich so ungefähr 8cm breite Streifen abgeschnitten und diese abgerollt zwischen den Stoff gelegt.

Danach habe ich den Stoff mit reichlich heißem Wasser übergossen (und sah mich da schon krachend scheitern, weil da gar nichts passiert ist – und dachte, ich hätte vielleicht ausgerechnet das nichtfärbende Krepppapier erwischt) und anschließend eine Tasse Essigessenz darüber gekippt. Der Stoff muss mit reichlich Wasser bedeckt sein, weil das Ganze nun für 30 bis 40 Minuten bei 80°C in den Backofen kommt. Wer den Geruch von Essig in Haus oder Wohnung nicht aushalten kann, sollte dieses Experiment lieber nicht durchführen oder die Färbeaktion im Kochtopf auf einem Balkon oder einer Terrasse draußen ausprobieren. Hier stört das aber niemanden und so konnte ich das machen. Als die Zeit abgelaufen war, blieb die Auflaufform noch eine Weile im Backofen stehen und konnte langsam abkühlen.

Natürlich konnte ich da schon sehen, dass das Krepppapier seine Farbe doch abgegeben hat und ich konnte es kaum erwarten, mir das genauer anzusehen. Als der Stoff abgekühlt war, habe ich ihn dann aus dem restlichen, fast sauberen Wasser herausgenommen, die Papierreste abgezogen und unter warmen Wasser ausgespült. Ein wenig Farbe kam dabei noch heraus, aber nicht besonders viel. Ich habe allerdings den Stoff nicht wirklich gewaschen, sondern nur kurz ausgespült. Da das Material nicht für Kleidung verwendet werden soll und auch in Zukunft eher nicht in der Waschmaschine landen wird, habe ich auf eine Wäsche bewusst verzichtet und kann somit nicht sagen, wieviel Farbe sich noch herauswaschen würde. Mir gefiel das Ergebnis so gut, dass ich daran nicht viel rühren wollte.

Bei dem ersten Färbeversuch habe ich vergessen, Fotos zu machen. Also habe ich kurz darauf einen zweiten Versuch gestartet und dabei einige Fotos gemacht. Die Stoffe gefallen mir auch sehr gut, ich würde aber bei diesem pink-rot-gelben Farbversuch im Nachhinein betrachtet einiges anders machen. Das größte Stoffstück ist überwiegend orange geworden. Da habe ich drei Krepppapierstreifen nebeneinander auf den Stoff gelegt: gelb, orange und rot. Das war eindeutig zu viel Farbe. In einem neuen Versuch würde ich nur gelb und rot verwenden. Besonders gut gefällt mir, wie die alten Stickereien auf den Bezügen jetzt zur Geltung kommen. Diese Teile muss ich dann an besonders hübschen Stellen vernähen.

Die letzte, obere Stoffschicht war nur ganz, ganz wenig verfärbt, obwohl das pink extrem viel Farbe abgegeben hat. Aber der Stoff war nicht ausreichend mit Wasser bedeckt und ist im Backofen schon fast trocken geworden. Vermutlich werde ich einen Teil davon noch einmal überfärben. Blau und lila-Töne würde ich gerne noch mal ausprobieren.

Insgesamt bin ich sehr begeistert von dieser sehr einfachen Färbemethode. Bei der Aktion im letzten Herbst hatte ich gesehen, dass sich auch Wolle damit gut färben lässt und die Farben auch Waschmaschinen-Durchgänge überleben, da war das Problem eher die Farbintensität. Damit hatte ich mit meinem Krepppapier keine Probleme, auch das Blau hat gut die Farbe gehalten. Auf jeden Fall werde ich noch probieren, wie sich kleine Stücke anderer Stoffe damit färben lassen. Seide, Musselin, Viscose und ein paar andere Materialien liegen hier schon bereit.

Es ist wirklich einfach, braucht wenig Vorbereitung und geht dann auch noch ziemlich schnell. Fazit: das kann man mal ausprobieren, wenn man eine Idee für die Verwendung der gefärbten Stoffe hat.

100 Day Stitch Book – Seite 10

Hier habe ich versucht, kleine Quasten herzustellen. Das hat nur so semigut funktioniert, weil sie einfach zu kurz geworden sind. Andererseits hätte ich sie auch gar nicht länger haben wollen. Wirklich zufrieden bin ich damit nicht, aber ich kann damit leben. Und es ist eben auch ein Lernprozess.
Die Hälfte der Seiten sind nun fertig. Sie sind nicht in der Reihenfolge entstanden, in der sie später im Buch erscheinen werden, sondern einfach so, wie ich Lust und Laune hatte und manchmal auch einfach danach, welche Stoffe oben auf dem Stapel lagen.