Eiserne Hochzeit

Am Wochenende haben wir die Eiserne Hochzeit meiner Eltern gefeiert. 65 Jahre muss man dafür verheiratet sein. Wir haben erst gemeinsam einen Gottesdienst besucht und anschließend bei meinen Eltern noch gegessen. Das Essen hatte ich gekocht, meine Mutter mag das nicht mehr selber machen. Nach dem Mittagessen sind wir dann relativ schnell nach Hause gegangen. Mein Vater war vor Erschöpfung schon ganz grau im Gesicht. Mich überrascht das nicht, ich wundere mich eher darüber, dass meine Mutter das nicht sieht. Aber, wie sagte mir mal eine Kollegin, der Kopf altert anders als der Körper. Und meine Mutter kann einfach nicht akzeptieren, dass sie und mein Vater alt sind. Immerhin ist mein Vater 89 und meine Mutter 86. Sie wundert sich immer wieder darüber, dass Ärzte ihr und meinem Vater sagen, „Sie müssen auch mal bedenken, wie alt Sie schon sind“, statt das eine, das richtige Medikament zu verschreiben, dass alles wieder gut macht. „So alt sind wir doch noch gar nicht“, empört sie sich jedes Mal.

Die ganze vergangene Woche drehte sich um meine Eltern, weil ich viele Fahrdienste für sie und mit ihnen machen musste. Arzttermin, geplante und ungeplante, Einkäufe in verschiedenen Geschäften und auch sonst noch dies und das. Mir fällt es schwer, ihren Verfall zu beobachten, aber es geht nicht anders. Es wäre niemand da, der das übernimmt und meine Mutter meint, auch noch alles alleine zu schaffen. Ich muss das akzeptieren und ich kann nichts anderes für sie entscheiden, obwohl ihr die Überforderung deutlich anzumerken ist.

Tatsächlich ist ansonsten in der vergangenen Woche außer der Elternzeit nicht besonders viel passiert. Ich habe wenig gestrickt, mich aber intensiv gedanklich damit auseinander gesetzt, dass ich am #einjahrwollkaufstopp, einer Aktion bei Instagram, teilnehmen möchte. Ob ich das schaffe? Keine Ahnung, aber ich habe so viel Wolle, dass es mich inzwischen schon längere Zeit eher bedrückt als erfreut. Da muss ich was tun. Und so lange ich immer noch was oben drauf packe, wird das auch nicht weniger. Egal, wie viel ich wegstricke. Im Januar werde ich erst mal ein Spendenpaket packen, vielleicht auch zwei. Ich hoffe, dass das ein wenig Luft verschafft und ich mich an meinen Knäuel dann auch vielleicht wieder erfreuen kann. Und Pläne kann ich ja machen, was das Leben im nächsten Jahr daraus macht, werden wir sehen.

Immerhin habe ich in der vergangenen Woche aber den Adventskranz fertig gemacht. Mal einen ganz anderen als in den Jahren davor und dieses Mal mit LED-Kerzen, der Zwerge wegen, die inzwischen immer wieder hier durchs Haus toben. Mir gefällt er ganz gut und ich freue mich, wenn mein Blick darauf fällt.